News - Schule weckt Forschungstrieb

27. Oktober 2016
Am Obstmarkt-Kreisel Autos zählen und auf die Woche hochrechnen – Mathematik. Die Ramsenburg-Ruine abzeichnen und ergänzen, wie sie früher ausgesehen haben könnte – Zeichnen und Geschichte. Auf der Polishöchi, dem höchsten Punkt Herisaus, die auf dem Wanderwegweiser angegebenen Orte auf einer Karte einzeichnen – Geografie und Heimatkunde. So lauten einige der Aufgaben, die sich den Schülerinnen und Schülern an den neu konzipierten „ausserschulischen Lernorten“ stellen, samt den zugehörigen Kompetenzbereichen.

Auch Schule, aber anders
Samuel und Ladina sind ganz begeistert: Ihre Klasse durfte diese Woche als erste in Herisau in der freien Natur Schulstoff gemäss dem neuen Konzept erarbeiten. Seit Montag haben die Viertklässler vom Schulhaus Waisenhaus im Wald in der Nähe der ARA Bachwis unter zwei Plachen Quartier bezogen und erkunden die Umwelt: „Wir haben zum Beispiel möglichst viele Blätter gesammelt und 24 verschiedene gefunden“, erzählen Samuel und Ladina.

Den ersten Frosch gesehen
Beide sind gerne in der Natur und lassen sich auch vom trüben Wetter nicht die Freude verderben. Für andere Schülerinnen und Schüler von Klassenlehrer Andreas Stucki ist es das erste Mal, dass sie in einem Bach waten, selber Feuer machen, Holz zersägen oder einen Frosch sehen. Ausgangspunkt am Morgen ist jeweils der ehemalige Baustellenwagen, den Lehrer und Schulleitung eigenhändig zu einem Forschungswagen mit zahlreichen Kisten zu den unterschiedlichsten Themen umgebaut haben.

„Wir wollen Erlebnisse schaffen, die früher selbstverständlich waren, und gleichzeitig Schulstoff vermitteln“, sagt Marcel Hartmann, der für die Primarschule zuständige Schulleiter. „Wann haben Sie zum letzten Mal ein Kind auf einen Baum klettern sehen? Das fehlt heute oft. Mit dem Forschungswagen und den ausserschulischen Lernorten geben wir den Kindern diese Chance“, erklärt Marcel Hartmann.

Kopf, Herz, Hand
Die Aufgaben in den Forschungskisten sind mehrstufig aufgebaut, so dass meist alle vom Kindergärtler bis zum Sekschüler stufengerecht gefordert werden. Aufgestellt werden kann der Wagen unter anderem am Saumweiher, am Gübsensee oder am Schochenberg. Aber auch etwa für das Sportzentrum, den Friedhof sowie das Schulhaus Ifang gibt es umfangreiche Aufgabenmappen, wie der Unterrichtsstoff draussen vermittelt werden kann. Denn Untersuchungen belegen: der Mensch kann 20 Prozent von dem behalten, was er hört, aber 90 Prozent von dem, was er tut. Ein angenehmer Nebeneffekt ist zudem: Die Kinder lernen Herisau kennen.

Ziel ist es gemäss Marcel Hartmann, dass jedes Schulhaus vor Ort einen eigenen ausserschulischen Lernort einrichtet und diesen oder den Forschungswagen mindestens einmal pro Jahr eine Woche lang nutzt. Für die vierte Klasse des Schulhauses Waisenhaus ist der Fall klar, dreckige Kleider hin oder her: Gerne mehr davon.
Klassenlehrer Andreas Stucki verteilt am Morgen die Kisten aus dem Forschungswagen mit den Aufgaben für die Schülerinnen und Schüler.
Klassenlehrer Andreas Stucki verteilt am Morgen die Kisten aus dem Forschungswagen mit den Aufgaben für die Schülerinnen und Schüler.

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