Vom Sägemehl hinter die Massagebank
Wenn Florian Giger erzählt, dass er Schwinger ist, wundert sich wahrscheinlich niemand. Der Mann vom Schwingklub Herisau ist breit gebaut und bringt rund 100 Kilogramm auf die Waage. «In meiner Familie gab es viele Schwinger, mein Vater war ziemlich erfolgreich. Da war es für mich als kleiner Junge schon klar, dass ich ebenfalls im Sägemehl stehen will», erklärt er. Im letzten Jahr wurde Giger am Appenzeller Kantonalschwingfest in Hundwil mit seinem ersten Kranz geehrt, den jeweils nur die Bestplatzierten erhalten. «Ich habe viel investiert, um an diesen Punkt zu kommen. Weil ich schon öfter nahe am Kranzgewinn war, kam der Erfolg nicht überraschend, aber die Freude war dafür umso grösser.» Am Schwingen schätzt der 23-Jährige den kollegialen Umgang, die lockere Atmosphäre und die intensiven Trainingseinheiten. «Und da ich damit aufgewachsen bin, ist es für mich einfach das Normalste, das es gibt.»
Massageöl statt Stromkabel
Ursprünglich absolvierte Florian Giger eine Lehre zum Elektroinstallateur. Allerdings war ihm bereits früh klar, dass er beruflich eine andere Richtung einschlagen möchte. Ein Kollege von ihm habe die Ausbildung zum Medizinischen Masseur absolviert. «Weil ich neben dem Schwingen auch Handball spiele und allgemein sehr sportaffin bin, hat mich dieser Berufszweig sehr gereizt. Also habe ich mir das Ganze genauer angesehen und mich entschieden, ebenfalls Medizinischer Masseur zu werden.» Die Ausbildung an der St. Galler Medizinischen Fachschule (SGMF) dauert im Vollzeitstudium zwei Jahre. Das erste Jahr verbrachte Giger in der Schule und eignete sich das nötige Wissen an. Danach folgte ein Praktikum in einer Klinik, um die ersten Erfahrungen in der Praxis zu sammeln.
Seit einem guten halben Jahr arbeitet Giger im Stundenlohn im Sportzentrum, ab November wird er in einem 80-Prozent-Pensum fest angestellt. «Es gab eine Zusammenarbeit zwischen der SGMF und dem Sportzentrum, die es Studierenden ermöglichte, hier am Standort in Herisau zu massieren. Dieses Angebot habe ich wahrgenommen – natürlich nicht ohne den Hintergedanken, dass sich hier etwas ergeben könnte. Das ist nun glücklicherweise Tatsache geworden», so Giger, der in Teufen wohnt.
Lernen in beide Richtungen
Derzeit arbeitet Florian Giger jede Woche an zwei bis drei Tagen im Sportzentrum. «Ich habe hier ein erfahrenes Team, das mich sehr gut betreut und mir doch alle Freiheiten lässt, um so zu massieren, wie ich es für richtig erachte.» Zudem treffe er auf eine abwechslungsreiche Kundschaft, was seinen Alltag interessant und vielfältig mache. Dabei profitiere er von seinen Erfahrungen als Schwinger, da er in vielen Fällen nachvollziehen könne, wie sich körperliche Beschwerden anfühlten. «Durch mein Sportinteresse und das Athletiktraining habe ich ein gutes Gespür für den menschlichen Körper entwickelt und weiss oft aus eigener Erfahrung, woher die Schmerzen kommen.»
Sein erarbeitetes Wissen aus der Ausbildung zum Medizinischen Masseur wiederum hilft Giger, seine sportlichen Leistungen im Ring zu verbessern: «Gerade im Hinblick auf die richtige Ernährung habe ich viel gelernt. Und auch die Wichtigkeit der Regeneration und der Mobilisation wurde mir erst durch meine Ausbildung bewusst.»
Zugehörige Objekte
Name | |||
---|---|---|---|
Unsere Gemeinde September 2025 (PDF, 3.5 MB) | Download | 0 | Unsere Gemeinde September 2025 |