«Ich lasse den Künstlern den nötigen Freiraum»

8. Januar 2025
Als Saal- und Bühnenwart ist Marco Braun für den Unterhalt des Casinos und des Alten Zeughauses zuständig. In seiner täglichen Arbeit trifft er Bands und Künstler, bevor sie die Bühne betreten. Er erzählt, welche Begegnungen ihm in Erinnerung geblieben sind.

Eigentlich kommt Marco Braun erst nach dem Interview bei einer spontanen Führung durch die Räumlichkeiten des Casinos richtig ins Erzählen. In einem schlichten Raum mit einigen Sofas, Stühlen und einem leeren Kühlschrank erklärt er: «Das ist der Backstage-Bereich. Die meisten Künstler und Bands sagen, dass wir einen der besseren haben.» Und beim Hintereingang, an dem Lastwagen das Material für die Veranstaltungen anliefern, erzählt er eine kleine Anekdote über den australischen Sänger Milo. «Er hat seine freien Stunden nach dem Soundcheck für einen Spaziergang durch das Dorf genutzt. Er war ganz begeistert vom Höhenweg und der Sicht auf den Säntis.»

Seit zwölf Jahren arbeitet Marco Braun für die Gemeinde als Saal- und Bühnenwart. «Wenn jemand fragt, was ich mache, sage ich, dass mein Alltag hauptsächlich aus Reinigungsarbeiten, dem technischen Unterhalt und der Betreuung von Veranstaltern besteht. Letztlich ist es meine Aufgabe, unsere Räume so herzurichten, dass ein Anlass reibungslos über die Bühne gehen kann und der nächste Kunde wieder einen seinen Bedürfnissen entsprechenden Saal vorfindet.» Nach Absprache richtet er die Räumlichkeiten her, stellt die gewünschte Bestuhlung oder Anzahl Tische auf oder verlegt bei Konzerten mit Stehplätzen eine Plane, um den Boden zu schützen. «Gerade im Herbst und Winter, wenn viele Anlässe anstehen, sind die Nächte oft kurz und ich stehe manchmal um 5 Uhr morgens wieder im Casino, um den Saal nach einem Konzert am Vorabend für den nächsten Event herzurichten.»

Von Rockbands bis Traueressen
Neben den Auftritten von bekannten Künstlerinnen und Künstlern wie zum Beispiel der Schweizer Band Patent Ochsner oder dem Comedian Marco Rima können die Räumlichkeiten im Casino und im alten Zeughaus auch von lokalen Vereinen und Privatpersonen gebucht werden. «Da ist vom Turnverein über das Chörli bis zu Hochzeiten und Traueressen alles dabei», sagt Marco Braun. «Diese Vielseitigkeit macht meinen Beruf aus. Mein Alltag ist abwechslungsreich, und ich kann bei vielen verschiedenen Anlässen einen Blick hinter die Kulissen werfen.» Die grösste Faszination strahlen für ihn aber nach wie vor die Konzerte aus. «Es kommt immer wieder vor, dass ich eine Band im Radio höre und denke: Ah, die war auch schon bei uns. Manche davon sind mittlerweile so bekannt, dass unser Saal zu klein für sie ist, zum Beispiel Gölä.»

Der Kontakt zu Musikern oder Comedians variiere. «Ich dränge mich nie auf und lasse den Künstlern den nötigen Freiraum. Ich bin noch nie hingegangen und habe gefragt, ob ich ein Foto machen kann. Wenn mich jemand begrüsst, freut mich das, aber ich erwarte es nicht. Ich bin da, um meine Arbeit zu machen. Aber in dem Moment, in dem ein Kunde den Saal betritt, ist das sein Raum – schliesslich hat er ihn gebucht. Entsprechend soll er sich wohlfühlen und sich in Ruhe auf den Auftritt vorbereiten können.» Bei Soundchecks von Musikern ist Braun grundsätzlich dabei. «Es ist spannend, wie Bands miteinander kommunizieren. Es kann auch mal vorkommen, dass sie ein unveröffentlichtes Stück spielen. Diese besonderen Momente machen diesen Beruf speziell.»

Zeitdruck zwischen Veranstaltungen
Wenn ein Konzert oder ein Comedian-Anlass über die Bühne geht, ist Marco Braun selten vor Ort. «Meine Aufgabe ist es, den Saal entsprechend den Wünschen herzurichten und sie bis zur Aufführung zu betreuen. Danach ist meine Arbeit getan, und die Veranstalter mit ihren Technikern übernehmen den Raum.» Es gibt aber auch ganz viele Anlässe im Casino, bei welchen Braun die technische Betreuung übernimmt. Als grösste Herausforderungen in seinem Beruf nennt er derweil den Zeitdruck. «Wenn ein Anlass mit bis zu 900 Besucherinnen und Besuchern bis spätabends dauert und am Morgen danach um 9 Uhr schon der nächste Kunde seine Bühne aufbauen möchte, muss ich mich ranhalten. Aber nach zwölf Jahren habe ich eine gewisse Routine und lasse mich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen.»

In den gelasseneren Sommermonaten baue er seine Überstunden ab, nehme den Grossteil seiner Urlaubstage und widme sich den anfallenden Unterhaltsarbeiten. «Bei grossen Gebäuden wie dem Casino und dem Alten Zeughaus gibt es immer etwas zu tun. Und es ist unser Anspruch, den Veranstaltern eine attraktive und funktionsfähige Infrastruktur im Kulturzentrum zu bieten.»

Marco Braun arbeitet seit zwölf Jahren als Saal- und Bühnenwart für die Gemeinde.
Marco Braun arbeitet seit zwölf Jahren als Saal- und Bühnenwart für die Gemeinde.

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