Verwalter von 80 Gebäuden
Patrick Sgarbi, was gehört alles in den Bereich Liegenschaften und Gebäudeunterhalt?
Die Gemeinde besitzt rund 80 grössere Objekte, die sie entweder selbst nutzt oder vermietet. Das sind unter anderem Schulhäuser, Verwaltungsgebäude oder Liegenschaften des Finanzvermögens wie beispielsweise Mietwohnungen. Jedes Gebäude hat vom Neubau bis zum Abriss einen Lebenszyklus. Spätestens ab der Inbetriebnahme liegt es in unserer Verantwortung, dass es langfristig genutzt werden kann.
Wie gewährleisten Sie das?
Hier unterscheiden wir zwischen Unterhalt und Investitionen. Unterhaltsarbeiten sind beispielsweise die Reinigungen oder Instandhaltungsarbeiten wie Reparaturen. In den Bereich Investitionen gehören grössere Anpassungen wie eine neue Heizung oder die Sanierung eines Dachs.
Wie stellen Sie sicher, dass alle Gebäude regelmässig überprüft werden?
Wir haben die Gebäude und Liegenschaften in drei Gruppen eingeteilt. Für jede dieser Gruppen gibt es einen verantwortlichen Teamleiter, der unter anderem den direkten Kontakt zu den Hauswarten hat. Sie sind also sehr nahe dran und erfahren aus erster Hand, wann bestimmte Arbeiten anfallen. Gemeinsam mit Mathias Brander, dem Leiter des Unterhaltsbetrieb, setzen wir uns regelmässig zusammen und tauschen uns aus.
Das klingt alles noch sehr «menschlich». Wie weit ist die Digitalisierung in Ihrem Bereich?
Wir nehmen bald ein neues Tool in Betrieb, mit dem wir alle unsere Gebäude und Liegenschaften digital erfassen. Das «füttern» wir mit den entsprechenden Angaben und erhalten dadurch einen vertieften Überblick über den Zustand der Objekte. Dank dieses Schrittes schöpfen wir unser Potenzial künftig noch mehr aus. Es hilft uns, vorausschauend zu planen, wann welche Arbeiten an welchen Gebäuden anfallen und welche davon priorisiert werden müssen.
Was genau ist Ihre Aufgabe als Leiter?
Bei mir laufen viele organisatorischen Fäden zusammen. Bei Neubauten sind wir ebenfalls schon frühzeitig im Boot, um allfällig auf uns zukommende Aufgaben für unseren Bereich zu erfassen und im Blick zu haben. Dann beschäftigen mich langfristige Ziele und Vorgaben, die wir als Gemeinde erfüllen wollen. Ein Beispiel ist die Photovoltaik-Strategie, die vorsieht, dass möglichst viele unserer Gebäude in Zukunft sauberen Solarstrom produzieren. Das bedarf im Vorfeld vieler Abklärungen, weil es keinen Sinn ergibt, eine moderne Anlage auf ein marodes Dach zu stellen.
Dieser ganze Unterhalt für die Gebäude und Liegenschaften kostet Geld. Wie haushalten Sie damit?
Der Bereich Liegenschaften/Gebäudeunterhalt ist Teil des Finanzplans. Wir erstellen jedes Jahr eine Übersicht mit anfallenden Leistungen für den Unterhalt und erhalten letztlich ein Budget gesprochen. Dazu kommt ein Investitionsplan für grössere Arbeiten oder Anschaffungen, welcher die höheren Aufwände in den kommenden Jahren beinhaltet. Wenn wir in einem Schulhaus eine alte Ölheizung ersetzen müssen, listen wir das im Investitionsplan auf. Wir versuchen, diese Planung möglichst vorausschauend zu machen, damit keine unliebsamen Überraschungen ins Haus flattern.
Haben Sie so etwas wie einen typischen Arbeitsalltag? Oder ist jeder Tag anders?
Nein, aber das macht meinen Beruf ja gerade so spannend. Das Leben einer Verwaltung spielt sich zu einem grossen Teil in Gebäuden ab. Als Bereichsleiter habe ich deshalb viele Berührungspunkte mit anderen Abteilungen – von Schulen über den Werkhof bis zu Mietwohnungen. Bei mir laufen viele Anliegen rund um jene Räume zusammen, in denen Menschen arbeiten, sich bewegen und aufhalten. Diese versuchen wir dann, gemeinsam im Team zu lösen.
Sie tanzen also auf verschiedenen Hochzeiten gleichzeitig?
Ja, und diese Vielfalt ist herausfordernd, weil unterschiedliche Ansprüche aufeinandertreffen. Dem einen ist das Büro zu wenig beheizt, dem anderen ist es zu heiss. Dazu kommt, dass sich die Technik in den Gebäuden und mit ihr die ganzen Vorgaben und Richtlinien sehr schnell verändern. Aber genau diese Abwechslung zeichnet meinen Alltag aus.
Wie sind Sie zur Gemeinde gekommen?
Ursprünglich habe ich eine Lehre als Elektromechaniker absolviert und mich danach in der Informatik und Elektronik weitergebildet. Vor 15 Jahren kam ich an einen Punkt, an dem ich nochmals eine neue Richtung einschlagen wollte. In der Folge habe ich den Fachausweis als Immobilienbewirtschafter, die Ausbildung zum Leiter Facility Management und die Gemeindefachschule (Bau und Umwelt) gemacht und mich in diesen Bereichen vertieft. Über die Stadtwerke St. Gallen, die Gemeinde Andwil und das Kantonsspital in St. Gallen bin ich vor zwei Jahren in Herisau gelandet.
Sie wohnen im Thurgau. Welchen Bezug haben Sie zu Herisau?
Wenn man in einer Verwaltung arbeitet und sich intensiv mit der Gemeinde auseinandersetzt, lernt man automatisch einheimische Leute kennen und blickt mit anderen Augen auf das Dorfleben. Ich habe schon mehrere Veranstaltungen im Casino besucht, ging kürzlich mit meiner Frau hier ins Kino und habe in der Adventszeit nach dem Feierabend hin und wieder beim Weihnachtszauber auf dem Obstmarkt vorbeigeschaut.
Was tun Sie, wenn Sie den Kopf lüften wollen?
Das darf man ja kaum laut sagen, weil dieser Sport nicht überall einen guten Ruf geniesst und zu Unrecht immer noch einen elitären Touch hat. Aber ich spiele seit einigen Jahren mit grosser Leidenschaft Golf. Ich bin jedoch auf dem Tennisplatz aufgewachsen und habe früher als Tennisspieler selbst immer über die Golfer gelacht, doch es hat mich absolut gepackt. Ich kann den grössten Stress haben, aber wenn ich mich auf diesen kleinen Ball und meinen Schlag konzentriere, bin ich in einer anderen Welt.
Zugehörige Objekte
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