News - Neues Gesicht für Bahnhof-Areal

10. April 2014
Ab Samstag können sich die Herisauerinnen und Herisauer ein Bild davon machen, wie sich das Bahnhof-Areal in den nächsten fünf bis zwanzig Jahren entwickeln könnte.
Was wäre, wenn aus dem nicht sehr einladenden Herisauer Bahnhof-Areal nach und nach eine lebhafte Verkehrsdrehscheibe und ein neues Quartier entstände? Möglich ist es. Seit den ersten Gesprächen und vorbereitenden Studien ist schon längere Zeit vergangen. Nun wird mit der Ausstellung im Alten Zeughaus erstmals anschaulich gemacht, welches Entwicklungspotenzial im Bahnhof-Areal schlummert. Alle Beteiligten verfolgen das gleiche Ziel: aus dem bestehenden Flickwerk soll ein durchdachter und einladender Bahnhofplatz entstehen, mit einem neuen Bushof, Gewerbe- und Wohnbauten sowie attraktiven Wegverbindungen in die Quartiere.

Wie dies realisiert werden könnte, zeigen in der Ausstellung Modelle der vier eingereichten Entwicklungsprojekte sowie Pläne mit Visualisierungen. Zudem stehen Fachleute am Eröffnungssamstag, 12. April, für Fragen bereit. Im Zentrum steht die vom Beurteilungsgremium einstimmig gewählte Studie des Verfasserteams Hosoya Schäfer Architects AG, Robin Winogrond Landschaftsarchitekten und Halter AG Bau- und Immobilienleistungen. Es hat die Vorgaben bezüglich Städtebau, Architektur, Verkehrsführung, Freiraumplanung und Wirtschaftlichkeit am überzeugendsten umgesetzt.

So werden geplante Hochbauten respektvoll auf das bestehende Bahnhofs- und Postgebäude abgestimmt und fügen sich gut in den markanten Geländeeinschnitt ein. Zusammen umrahmen sie den Bahnhofplatz, in dessen Mitte der neue Bushof mit einem grosszügigen Dach steht. Mehrere Freiräume mit Bäumen sorgen für ein abwechslungsreiches, angenehmes Ambiente. Eine Plattform am Übergang von der Bahnhofstrasse erlaubt Fussgängern einen Überblick auf das bunte Treiben auf dem Bahnhofplatz.

Der Verkehr wird neu organisiert. Eine Begegnungszone soll die bisherige Trennung der Benutzergruppen aufheben und eine neue Koexistenz erlauben. Eine direkte Fussverbindung über die Nagelfluhwand ins Ebnetquartier schafft eine wichtige neue Anbindung des Areals und erlaubt kurze Wege. Auf diese Weise vermochte das siegreiche Verfasserteam die Rahmenbedingungen und die teils verschiedenen Bedürfnisse der Partner Gemeinde, Kanton, SOB, Appenzeller Bahnen sowie der Post und der Busbetriebe am besten zu erfüllen. Auch die für die Grundeigentümer wichtige Etappierbarkeit und Wirtschaftlichkeit ist mit diesem Konzept gegeben. Der gestalterische Spielraum am Bahnhof entsteht allerdings erst durch die Verlegung des Kreisels und die neue Führung der Mühlenstrasse, ein Projekt, dessen Realisierung der Kanton im Rahmen des Strassenbauprogramms vorgesehen hat.

Als nächstes soll nun ein Vorprojekt für den Bahnhofplatz mit Bushof und ein verbindliches Entwicklungskonzept ausgearbeitet werden (s. "Vorgehen").

Öffnungszeiten der Ausstellung im Alten Zeughaus: Samstag, 12. April, 10-16 Uhr (Anwesenheit von Verfassern und Jury). 14.-17. April sowie 22.-24. April von 11-14 Uhr und 16-19 Uhr.


Die drei anderen Studien
Neben dem Siegerteam waren drei weitere Planerteams am Verfahren beteiligt:
- Futurafrosch GmbH mit Andreas Geser Landschaftsarchitekten und Martin Steiner, Beratung und Coaching (alle aus Zürich). Dieses Team setzte auf eine starke Beschneidung des motorisierten Verkehrs. Obwohl so ein baumbewachsener Bahnhofplatz entstände, wurde dieser Ansatz als zu einschränkend beurteilt und konnte auch für den Bushof nicht überzeugen. Dagegen sind die Fussverbindungen Richtung Ebnet und Zentrum gut gelöst.
- weberbrunner architekten ag mit Kuhn Landschaftsarchitekten und Urs Alpstäg (alle aus Zürich) konzentrierten neue Hochbauten auf die nördliche Seite der Güterstrasse und gewannen so viel Freiraum bis zur Nagelfluhwand. Es gelang ihnen jedoch nicht, für diesen Raum eine überzeugende Nutzung und Gestaltung vorzuschlagen. Der wenig respektvolle Umgang mit den bestehenden Bahnhof- und Postgebäuden fand auch kein Verständnis. Interessant ist die Idee, die Nagelfluhwand mit einem senkrechten Lift zu überwinden.
- Brühlmann Loetscher Architekten mit Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur Städtebau (beide aus Zürich), Nüesch Development aus St. Gallen und TEAM.verkehr aus Cham: Das vierte Team empfahl eine Verbindung vom Bahnhofareal zum Ebnet mittels eines Schrägliftes auf die Achse Waisenhausstrasse-Buchenstrasse. Zahlreiche öffentliche Nutzungen würden damit besser an den Bahnhof angebunden. Nicht überzeugen konnte die Gestaltung des Bahnhofplatzes.


Vorgehen
Die ersten Schritte, das Bahnhof-Areal aufzuwerten, wurden ab 2008 unternommen. Seither ist ein räumliches Leitbild sowie ein Verkehrskonzept entstanden und anfangs 2013 eine Entwicklungsvereinbarung unterzeichnet worden. Vor einem Jahr erfolgte der Startschuss für die nun ausgestellten Entwicklungskonzepte. Nach der Ausstellung soll zusammen mit dem Gewinnerteam ein Vorprojekt mit Kostenschätzung für einen neuen Bahnhofplatz mit Bushof erarbeitet werden. Weiter wird auf der Basis des Vorschlages ein Entwicklungskonzept für das gesamte Bahnhof-Areal ausgearbeitet. Der Entscheid und die kritische Würdigung durch das Beurteilungsgremium bilden die Grundlage für die Weiterbearbeitung beider Teile. Darauf gestützt werden in einem weiteren Schritt die baurechtlichen Verfahren in die Wege geleitet.

Das Projekt ist Teil des Ausserrhoder Regierungsprogramms „Arealentwicklungen“, und die Massnahmen sind im Agglomerationsprogramm „St. Gallen/Arbon-Rorschach“ enthalten. Der Bund stimmte kürzlich diesen Massnahmen zu, stellt aber erst ab 2019 Bundesbeiträge in Aussicht. Welche Kosten bei Teilen der Arealentwicklung auf die Gemeinde Herisau zukommen, ist noch offen.


Statements von Partnern
Gemeinde, Max Eugster, Ressortchef Hochbau/Ortsplanung: „Für die Gemeinde Herisau wäre ein einladender Bahnhof ein Gewinn: Als wichtiges Eingangsportal zu Herisau und zum Appenzellerland und demgemäss als würdiges Aushängeschild für uns Herisauerinnen und Herisauer, aber auch für alle Pendler, Touristen, Geschäftskunden, politischen Gäste und Militärangehörigen. Zudem bietet das Areal viel Potenzial für ansässige und neu zuziehende Firmen, Schulen und Einwohner. Ich bin nun gespannt, wie die Herisauer Bevölkerung die Ideen und Vorschläge aufnimmt.“

Kanton, Karin Jung, Leiterin Amt für Wirtschaft/Regierungsprogramm 2012-2015: „Die Arealentwicklung beim Bahnhof Herisau ist sowohl für die Gemeinde wie auch für den ganzen Standort Appenzell Ausserrhoden von grosser volkswirtschaftlicher Bedeutung und das wichtigste Projekt des Regierungsprogramms 2012-2015. In der regionalen Wahrnehmung bietet das heute unternutzte Areal das grösste Potential für die Ansiedlung attraktiver Arbeitsplätze im Kanton. Dank der hervorragenden S-Bahnverbindungen ist der Standort sowohl für lokale als auch für überregionale Unternehmen beispielsweise aus den Bereichen Dienstleistung, Beratung oder Bildung optimal. Auch Detailhandel und Gastronomie können von der Bahnhofsnähe profitieren. Die Herausforderung liegt nun im konstruktiven Zusammenführen der vielfältigen Interessen von Betrieben, Grundeigentümern und Öffentlichkeit in ein räumliches Entwicklungskonzept als verbindliche Grundlage für die individuelle Planung der einzelnen Parzellen.“
Appenzeller Bahnen, Thomas Baumgartner, Direktor: „Die Arealentwicklung bedeutet für die Appenzeller Bahnen einen dringend notwendigen Schritt, das Bahnhofsareal kundenfreundlich zu gestalten, damit der Zugang zu den vielseitigen Angeboten von Bahn und Bus besser sichergestellt werden kann. Und es ist ein wichtiger Schritt in der Belebung des Areals durch eine Mischung von Wohnen, Arbeiten und Aufhalten. Die AB sind vom Potential dieser Arealentwicklung überzeugt. Deshalb haben wir bereits Vorinvestitionen getätigt.“

SOB, Bruno Baumgartner, Leiter Immobilien: „Mit der ersten Etappe der Arealentwicklung wird der Zugang zur Bahn und Bus verbessert und attraktiver gestaltet werden. Die SOB hat in den letzten Jahren viel in die Erneuerung des Bahnhofgebäudes investiert und mit neuen Nutzungen im Parterre Mehrwerte für unsere Kunden geschaffen. Im Weiteren werden wir an den Überlegungen zu möglichen städtebaulichen Entwicklungen im Bereich unseres Areals partizipieren können.“

Regiobus, Bruno Huber, Geschäftsführer: „Mit diesem wegweisenden Projekt werden die künftigen Bedürfnisse der ÖV-Kundinnen und -Kunden sowie der Herisauer Bevölkerung in einem optimalen Grad berücksichtigt. Die Regiobus AG hofft auf eine baldige Realisation der ersten Etappe.“


Auskunftspersonen:

Gemeinde: Max Eugster, Ressortchef Hochbau/Ortsplanung
Max.Eugster@herisau.ar.ch
Tel. 071 353 64 56

Kanton: Urban Keller, Kantonsingenieur
Urban.Keller@ar.ch
Tel. 071 353 65 00

Appenzeller Thomas Baumgartner, Direktor
Bahnen: thomas.baumgartner@appenzellerbahnen.ch
Tel. 071 354 50 61

SOB: Bruno Baumgartner
bruno.baumgartner@sob.ch
Tel. 071 228 23 77

Regiobus: Bruno Huber
huber@regiobus.ch
Tel. 071 385 66 20
So könnte das Bahnhofsareal in einigen Jahren aussehen: Blick von der Brücke Bahnhofstrasse.
So könnte das Bahnhofsareal in einigen Jahren aussehen: Blick von der Brücke Bahnhofstrasse.

Zugehörige Objekte

Name
MM-Bh-Vernissage10-4-14.pdf (PDF, 71.99 kB) Download 0 MM-Bh-Vernissage10-4-14.pdf